21. März 2016 (Miet- und Wohnungsrecht)

Der Mieterverein Dortmund kritisiert aktuelle Mahnwelle für Grand City-Siedlungen: Mieter fühlen sich massiv unter Druck gesetzt

Am vergangenen Donnerstag (17.03.2016) erhielten zahlreiche Mieter der Groß-Vermieters Grand City Property (siehe unten) in Dortmund eine Mahnung („Zahlungserinnerung“ ihrer Vermieterin bzw. Verwalterin). Darin werden angebliche Mietrückstände angemahnt und es wurde eine knappe Zahlungsfrist bis Mittwoch, den 23.03.2016, gesetzt. Am vergangenen Freitag und heute meldeten sich zahlreiche Betroffene beim Mieterverein Dortmund.

Ärgerlich für Betroffene Mieter ist insbesondere:

  • Die Mahnungen kamen kurz vor Beginn der Osterferien an!
  • Das (Druck-) Datum der Mahnungen ist in der Regel der 09.03.2016. Alle hier bekannten Mahnungen sind aber nicht vor dem 17.03.2016 zugegangen. Die gesetzte Zahlungsfrist zum 23.03. verängstigt viele Mieter, da in so wenigen Tagen sachliche Klärungen und rechtliche Prüfungen gar nicht zu realisieren sind.
  • Die angemahnten Beträge schwanken zwischen einigen Hundert Euro bis zu ca. 12.000 €!!!
  • Der an sich knappe und freundliche Text der Zahlungserinnerung ( „ .. sicherlich ist es Ihrer Aufmerksamkeit entgangen .. . Bei der regelmäßigen Überprüfung Ihres Mietkontos … .“) ist für die Betroffenen ärgerlich, da es in vielen Fällen in den letzten zwei Jahren gar keine Mahnungen gab! Inhaltliche Gründe sind nicht erläutert.
  • In zahlreichen Fällen sind Prüfungen der Betriebskostenabrechnungen der zu-rückliegenden Jahre noch gar nicht abgeschlossen. Trotzdem werden Nachfor-derungen bzw. erhöhte Abschläge angemahnt.
  • Bei mehreren Mahnungen mit sehr hohen Forderungen ergibt sich aus den bei-gefügten Mietkonten, dass bereits verjährte Forderungen der Jahre 2011 und 2012 unzulässig noch gefordert werden!

Der Mieterverein Dortmund übt scharfe Kritik am Vorgehen der Grand City Property: „Viele Mieter mindestens monatelang gar keine Infos bekommen und jetzt kurz vor Ostern eine knappe Zahlungsfrist. Dies ist kein korrekter Umgang mit Mietern!“, erklärt Rainner Stücker, Geschäftsführer des Mietervereins Dortmund und Umgebung e.V. an der Kampstraße. „Skandalös ist, dass auch verjährte Forderungen geltend gemacht werden, ebenso zumindest nicht fällige Betriebskostenbeträge. Wir fordern, dass Grand City die Mahnungen zunächst aussetzt und diese zunächst selbst überprüft!“

„Betroffenen Mietern raten wir die Mahnungen schriftlich zurückzuweisen und zudem eine inhaltliche Erklärung der Zahlungsdifferenzen zu verlangen, um die sachlichen Hintergründe einordnen zu können bzw. ggf. tatsächliche Rückstände eingrenzen erkennen zu können. Mieter, die bislang nicht rechtlich beraten wurden, sollte rechtliche Hilfe in Anspruch nehmen.“, sagte Rechtsanwalt Daniel Holl, einer der zuständigen Rechtsberater beim Mieterverein Dortmund. 

Mitglieder des Mietervereins Dortmund können die Mahnschreiben zur Bearbeitung

  • an den Mieterverein Dortmund, Kampstr, 4, 44137 Dortmund schicken oder
  • unter 55 76 56-16 zu faxen oder
  • als pdf über info@mieterverein-dortmund.de mailen.

 

Hintergrund: Grand City Property

Grand City Properties S.A. ist ein börsennotiertes Wohnungsunternehmen aus Luxemburg mit ca. 74.000 Wohnungen deutschlandweit, davon 1.481 in Dortmund. Häufig sind Wohnungen im Besitz von Tochterunternehmen, wie etwa der Terra Heimbau oder BSB VIII Grand City tritt dort nicht direkt als Eigentümer auf. Ansprechpartnerin für die Mieter ist jedoch die Berliner Niederlassung der Hausverwaltungstochter Grand City Property Limited mit Sitz in Larnaca, Zypern. Diese verwaltet auch Bestände von Dritten. Für Dortmunder Mieter steht zudem noch ein  Büro in Kley (Echeloh 55) zur Verfügung.

Die Unternehmensstrategie zielt darauf ab unterbewertete Wohnungsbestände, also mit hohem Leerstand und/oder niedrigen Mieten, aufzukaufen und zu optimieren. Durch automatisierte Mieterhöhungen und Leerstandreduktion sollen die Marktwerte der Wohnungen erhöht werden. Nach der Optimierung soll ein Teil der Wohnungen für "längere Zeit" gehalten werden, bis zu 10% der Bestände sollen jedoch jährlich mit hoher Gewinn-erwartung verkauft werden. Offiziell sind auch Sanierungen ein Teil der Optimierungsstrategie. Diese Erfahrung machten Dortmunder Mieter bisher jedoch nur vereinzelnd, wie der Zustand z.B. der Echeloh Siedlung zeigt (Ruhrnachrichten 19.02.2016). 

Bestände in Dortmund:

  • Aplerbeck: Erbpachtstraße 10-36 und Weiße-Ewald-Straße 17-27
  • Brackel: Brüchtenweg 23
  • Huckarde, Jungferntal: Jungferntalstraße 71-113, 76-94, 98-100 und Kosselstraße 46-48
  • Huckarde, Erpinghof-Siedlung: Erpinghofstraße 24-34a, 48-58, 61-61; Rupinghofstraße 1-23; 2-24; Travemannstraße 5-9; Welkenerstraße 25-31
  • Huckarde: Zollernstraße 1A und Kirchlinder Straße 4,6,8
  • Dorstfeld: Oberbank 5,7 und Vogelpothsweg 25

Pressemitteilung Mieterverein Dortmund und Umgebung e. V. // 21.03.2016

 

 

 


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