23. Juli 2018 (Wohnungspolitik, Vonovia)

Hauptversammlung - Immer. Wieder. Vonovia.

Deutschlands größter Wohnungskonzern weihte am 20. Juni die neue Konzernzentrale in Bochum ein. „Wir geben Bochum ein Ewigkeitsbekenntnis“ wird Vorstandschef Rolf Buch in der WAZ zitiert. Kleiner macht es Vonovia nicht. Passend dazu wird in der Einladung an die Wurzeln des Unternehmens erinnert und so eine Nähe zu kommunalen Unternehmen und Genossenschaften hergestellt. Dabei könnten die Unterschiede in der Unternehmenspolitik nicht größer sein.

Ulrich Ropertz (DMB), Daniel Zimmermann (DMB NRW), MArtin Grebe (Mieterverein Dortmund), Knut Unger (MieterInnenverein Witten) und Michael Boedecker (Plattform kritioscher Immobilienaktionär*innen) in der Diskussion mit dem Publikum, moderiert von Julia Hampe aus Dortmund.

Paradebeispiel sind Modernisierungsmaßnahmen und damit verbundene Miet­erhöhungen, von denen immer mehr Mieter deutschlandweit betroffen sind. Unter der Überschrift „Millionen-Gewinne auf der einen Seite, unbezahlbare Mieten und rasant steigende Wohnkosten auf Mieterseite“ kritisierte der Deutsche Mieterbund Anfang Mai die Modernisierungspraxis der Vonovia.

Am Vorabend der Hauptversammlung am 8. Mai kamen in Bochum-Langendreer betroffene Mieterinnen und Mieter aus Frankfurt, Bremen, Witten und Essen zu Wort. Mitveranstalter war die Plattform kritischer Immobilienaktionär*innen. Deren Vertreter Knut Unger aus Witten forderte auf der Hauptversammlung in einem Gegenantrag, dass die vom Vonovia-Vorstand geplante und letztendlich beschlossene Dividende von 1,32 Euro je Aktie um einen Euro gesenkt wird. Dadurch hätten fast 500 Millionen Euro dafür verwendet werden können, die Wohnungen ohne extreme Mieterhöhungen zu erneuern und den Mieter-Service zu verbessern.

Rund um die Hauptversammlung griffen Handelsblatt, Deutschlandfunk und Süddeutsche Zeitung die Probleme der Mieter auf. Anfang Juni ging dann Spiegel Online der Frage nach, ob sich Vonovia an seinen Mietern bereichern würde und schilderte verschiedene Vorwürfe aus dem Bereich Betriebskosten. Das Unternehmen wies die Vorwürfe zurück und kündigte die Einschaltung eines externen Wirtschaftsprüfers an. Vorstandsmitglied Klaus Freiberg erläuterte zudem, dass ein Mieter „seine Vorauszahlungen selbst festlegen“ könne. Ziel der Vonovia sei es „eine Nachzahlung für die Mieter zu verhindern“. Eine bemerkenswerte Aussage, denn in den Abrechnungen finden sich in vielen Fällen pauschale Erhöhungen, auch wenn die Abrechnung gar keinen Nachzahlungsbetrag aufweist. „Die hierdurch entstehenden Guthaben in den Abrechnungen vermitteln Mietern das Gefühl, es sei alles in Ordnung. Die Erfahrung zeigt, dass Mieter bei Nachzahlungsbeträgen ihre Abrechnung viel eher überprüfen lassen. Die Ermittlung angemessener Vorauszahlungsbeträge ist fester Bestandteil der Rechtsberatung beim Mieterverein.“, erklärt Tobias Scholz vom Mieterverein Dortmund.

Autor: Tobias Scholz, erschienen in Mieterforum Nr. 52 II/2018


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