13. Februar 2013 (Wohnungspolitik, Ex-Griffin)

Neue Vermieter-Heuschrecke landet bei Griffin-Mietern

Finanzinvestor Corestate Capital Partners steht kurz vor dem Erwerb der 4900 Griffin-Wohnungen in NRW! 1700 Wohnungen in Dortmund betroffen! Das städtische Vorkaufsrecht in Westerfilde läuft „ins Leere“!

Bereits am 02. Mai 2012 berichtete der Mieterverein Dortmund und Umgebung e.V. in einer Pressemeldung über die bevorstehenden Verkäufe der Firma Griffin Rhein-Ruhr. Die Medien berichteten. Hintergrund des Verkaufes war und ist die im Januar 2013 ausgelaufene Kreditfinanzierung des Unternehmens. Diese zwingt den dänischen Eigentümerfond NRW II ApS im Rahmen eines Bieterverfahrens an den Meistbietenden zu veräußern, um die Ansprüche der Gläubigerbanken bedienen zu können. Im aktuellen Griffin-Geschäftsbericht wird Wert der Wohnungen mit umgerechnet knapp 134,5 Mio Euro ausgewiesen. Die Kreditrückforderung beträgt jedoch 180,6 Mio Euro.

Vor wenigen Wochen gab der Finanzinvestor Corestate Capital Advisors GmbH bekannt, ein insolventes Immobilienportfolio im Ruhrgebiet im Wert von 150 Mio. Euro erworben zu haben. Nach Informationen des Mietervereins Dortmund e.V. handelt es sich hierbei um die rund 4900 Wohnungen und ca. 250 Gewerbeimmobilien (auch Garagen) von Griffin Rhein-Ruhr.

Wohnungen bleiben Spekulationsobjekte

Der jetzt kurz vor dem Abschluss stehende Verkauf der 4900 Wohnungen an den schweizer Finanzinvestor Corestate Capital Advisors GmbH kommt nicht überraschend. „Bei dem aktuellen Anlage-Boom in Immobilien, war zu befürchten, dass sich eine weitere Heuschrecke im Bieterkampf durchsetzt. Corestate war bereits 2011 an einem Ankauf interessiert. Die Wohnungen der betroffenen Mieter bleiben weiter Spekulationsobjekte. erläuterte der wohnungspolitische Sprecher des Mietervereins Dortmund und Umgebung e.V., Dr. Tobias Scholz.

Mietern droht erneute Hängepartie

Corestate Capital Partners sucht nach Unternehmensangaben „notleidende Immobilienkredite bzw. Immobilienportfolien, Sanierungs- und Insolvenzobjekte in Deutschland“ bei denen Leerstände, Instandhaltungsstau und komplexe Finanzierungs- und Eigentümerstrukturen „kein zwingendes Ankaufshindernis“ darstellen. Nach den vorliegenden Informationen würde Corestate Capital Partners die klassische Strategie eines Finanzinvestors verfolgen und in etwa fünf Jahren einen Weiterverkauf anstreben. Die Wohnungen sind durch erhebliche Modernisierungsbedarfe und in vielen Fällen Instandhaltungsstau gekennzeichnet . Wir befürchten, dass die hierfür notwendigen Investitionen nicht aufgebracht werden. Die Mieter wären dann weiter die Leidtragenden. Eine weitere Hängepartie droht.“ so die Einschätzung von Mietervereins-Sprecher Dr. Tobias Scholz.

Der Verkauf der Wohnungen soll im Rahmen der Übernahme von Unternehmensanteilen abgewickelt werden (ein sog. Share-Deal). „Übernimmt ein Käufer nur 94,9 % eines Immobilienunternehmens, entfällt die Zahlung der Grunderwerbssteuer. Die Lücken der Steuergesetzgebung führt zum Nachteil von Land und Kommunen zu Steuerausfällen.“ sagt Dr. Tobias Scholz weiter.

Dortmund-Westerfilde: Vorkaufsrecht würde nicht greifen

Im Dortmunder Stadtteil-Westerfilde liegt mit rund 650 Wohnungen nicht nur der größte Griffin-Bestand, sondern auch einer mit immensem Investitionsbedarf. Auch gibt es vor Ort ein städtisches Vorkaufsrecht. Bei einem Verkauf von Unternehmensanteilen greift dieses jedoch nicht. Im Rahmen des zu erarbeitenden Stadtumbaukonzeptes (Ratsbeschluss November 2012) gilt es daher, alle geeigneten hoheitlichen Instrumente - insbesondere des Städtebaurechts - in Kombination mit Fördermitteln des Landes NRW zum Einsatz zu bringen. Zielrichtung muss es sein Investitionen auf Eigentümerseite zu erzwingen und einen späteren Weiterverkauf an den nächsten Finanzinvestor so unattraktiv wie möglich zu machen und auf diesem Weg den Ankauf zu angemessenen Preisen für kommunale Träger zu ermöglichen.“ so die Forderung von Dr. Tobias Scholz, wohnungspolitischer Sprecher des Mietervereins Dortmund und Umgebung e.V.

Städtische Ankäufe weiterhin möglich

Aus Sicht des Mietervereins Dortmund ist es aber wichtig, dass die Stadt Dortmund weiterhin aktiv bleibt, da ggf. Teilverkäufe nicht ausgeschlossen sind (Coreaste ist insoweit handlungsfähiger als Griffin zuletzt) und der Weiterverkauf des Bestandes in spätestens fünf Jahren jetzt schon geplant ist. Deshalb muss der Rat der Stadt Dortmund den Weg für Ankäufe größerer Wohnungsbestände bereiten, wenn diese zu angemessenen Preisen möglich sind. Hierzu Mietervereins Geschäftsführer Rainer Stücker: Hierfür gilt es insbesondere die Dortmunder Stadtentwicklungsgesellschaft handlungsfähig zu machen oder Ankäufe durch die DOGEWO21 abzusichern (Erhöhung des Eigenkapitals). Außerdem muss das Land NRW solche Ankäufe und die damit verbundenen Sanierungen fördern, wenn hierfür schlüssige integrierte Konzepte von den Städten vorgelegt werden.“

Hintergrund

Griffin-Bestände in Dortmund (ca. 1700 Wohnungen)

In Dortmund befinden sich Griffin-Wohnungen in:

  • Westerfilde (654 Wohnungen)
  • Nette/Oestrich (441)
  • Huckarde (229)
  • Jungferntal/Rahm (298)
  • Hörde (106)
Griffin-Bestände in anderen Städten
  • Gelsenkirchen: 1179 Wohnungen
  • Essen: 674 Wohnungen
  • Herne: 545 Wohnungen
  • Castrop-Rauxel: 442 Wohnungen
  • Marl: 221 Wohnungen
  • Wickede: 64 Wohnungen
  • Gladbeck: 48 Wohnungen
  • Recklinghausen: 80 Wohnungen
Verkaufskette

Es handelt sich im Ruhrgebiet überwiegend um ehemalige Bestände der Viterra AG, die über den Verkaufsweg MIRA Grundstücksgesellschaft (Grünwald/München/ 01.04.2004), Wohnprojekt Essen GmbH (01.02.2005) zum dänischen Immobilienfonds Griffin Bonds  NRW II ApS (01.01.2006) kamen. Ansprechpartner des Eigentümerfonds (NRW II ApS – www.nrw2.dk)  ist Herr Henrik Frisch in Kopenhagen.

Pressemitteilung Mieterverein Dortmund und Umgebung e.V. 13.02.2013

 


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