14. Oktober 2020 (Wohnungsmarkt)

Für viele gedacht - Großprojekte in Dortmund

In Dortmund fehlen weiter tausende Wohnungen. Gleichzeitig werden an dutzenden Stellen gerade Gebäude hochgezogen, in denen schon bald Menschen wohnen sollen. Wir werfen einen Blick auf die Neubauprojekte: Wer baut da, und für wen eigentlich? Wie sieht es mit Barrierefreiheit und mit Mieten aus? Und wie innovativ sind die geplanten Wohnkonzepte?

Bild: Sebastian Sellhorst

Kronprinzenviertel, Innenstadt-Süd

Auf dem Gelände des alten Güterbahnhofs Süd, zwischen der Kronprinzenstraße und der dortigen Bahnlinie S4, entsteht derzeit ein neues Wohnquartier, in dem schlussendlich insgesamt rund 2.000 Menschen ein neues Zuhause finden sollen. Schon 2004 hatte es einen Entwurf für rund 250 bis 350 Wohneinheiten vor allem in Hausgruppen und Doppelhäusern gegeben. Weil der Entwurf eher eine lockere Bebauung mit weniger Wohnungen vorsah und in den politischen Gremien viele Fragezeichen blieben, wurde ein neuer Entwurf erarbeitet.

630 Wohnungen, Büros und eine Kindertagesstätte sollen in den kommenden Jahren entstehen, 25 Prozent (150 Wohnungen) mit öffentlicher Förderung und einer Mietpreisbindung von 5,25 Euro/qm. Insgesamt werden 17 Mehrfamilienhäuser, zehn geförderte und 46 frei finanzierte Einfamilienhäuser sowie 190 Eigentumswohnungen gebaut, die dann vermarktet werden. 242 der Wohnungen wird nach jetzigem Stand das Wohnungsunternehmen Vivawest übernehmen. Derzeit sind schon die 17 Mehrfamilienhäuser im Bau – im zweiten Halbjahr 2022 sollen die ersten Wohneinheiten fertig sein, teilt der Projektentwickler Beta Bauland mit. Zum Wohnquartier gehören, auf der westlichen Seite am Heiligen Weg Büroflächen, eine Kindertagesstätte sowie mehrere Kinderspielplätze. Durch eine moderne Lärmschutzwand soll eine Abtrennung zur Bahnlinie geschaffen werden, die an das Gelände grenzt.

Was: Wohnquartier mit 630 Wohnungen in Ein- und Mehrfamilienhäusern, davon 150 öffentlich gefördert, sowie Büros und Kita

Bauherren: beta Entwicklungsgesellschaft, Vivawest

Zielgruppen: alle Generationen, Familien

Miete: gefördert 5,25€/qm, die Miete für die frei finanzierten Wohnungen steht noch nicht fest

Fertigstellung: 2022

Westfalenhütte, Innenstadt-Nord

Auch im Norden stehen gravierende Veränderungen an. Während das Areal um den Dortmunder Hafen gerade zu einem Büro- und Gewerbequartier entwickelt wird, sollen im Osten, auf der ehemaligen Westfalenhütte, im Rahmen des Mammut-Stadtentwicklungsprogramms „nordwärts“, ein neues Wohngebiet entstehen – mit 800 Wohneinheiten, Grundschule, Kita und einem Supermarkt.

Entstanden 1871 als Wiege der Hoesch AG war hier eine gewaltige Eisenhütte und einer der bedeutendsten Standorte der Schwerindustrie im Ruhrgebiet. Seit 2000 liegen große Teile des Geländes brach. Während auf einem Teil in den letzten Jahren Logistik- und Einzelhandelsriesen wie DHL, Amazon, Rewe und DB Schenker Lager und Logistikzentren eröffnet haben, ist der Teil rund um die Stahlwerkstraße für Wohnen und städtisches Leben vorgesehen. Die Planungen sehen Mietwohnungen – zu 25 Prozent preisgebunden, da für das Gelände die Quote für öffentlich geförderten Wohnungsbau gilt – und Eigentumswohnungen vor, der hier entstehende Supermarkt dürfte auch Nahversorger für das angrenzende Borsigviertel sein, wo es seit mehreren Jahren nur noch einen einzigen Discounter gibt. Die Stadt verspricht sich davon auch eine Aufwertung der übrigen Nordstadt, die als kriminalitätsbelastet und wenig attraktiv gilt. Mehrere Grüngürtel sollen das Wohn- vom Industriegebiet trennen, um das Viertel autoarm zu gestalten, setzen die Planer auf Konzepte wie Radwerkstätten, Leihrad-Stationen und Car-Sharing. Von hier aus sollen (noch zu bauende) Radwege in die Innenstadt, Richtung Süden und Hafen führen.

Was: Wohnquartier mit 800 Wohneinheiten, Grundschule und Kita

Bauherren: Immowerk; Bpd Bouwfonds property development

Zielgruppen: Studierende, Familien, Menschen mit geringen und höheren Einkommen

Beginn: 2022

„Luisenglück“/Hombrucher Bogen, Barop

Mehr als 15 Jahre lang hat das Gelände brach gelegen, noch vor einigen Jahren sollten am „Luisenglück“ in Hombruch eigentlich Wohnungen für Studierende des nahegelegenen Campus und ein Baumarkt gebaut werden. Die stark gestiegene Nachfrage nach Wohnraum hat die Pläne geändert – und so entsteht auch im Hombrucher Bogen ein Wohngebiet für viele Generationen und Lebensmodelle. Der neugebaute Supermarkt ist lange eröffnet, die FABIDO-Kindertagesstätte – die dann größte im Dortmunder Süden – soll noch in diesem Jahr eröffnen. Die Senioren-Wohneinrichtung, die hier ebenfalls geplant ist, ist laut der Bauherren in der ersten Hälfte 2021 fertig. Und bald werden hier auch Menschen wohnen: Geplant sind auf fast acht Hektar zum einen kleinere Wohnungen von 50 bis 70 Quadratmetern, zum anderen Einfamilien- und Doppelhäuser. Bis zu 200 Wohneinheiten für 400 bis 500 Menschen sind geplant, hieß es zu Baubeginn 2017. Wie hoch die Miete für die einzelnen Wohnungen letzten Endes sein wird, ist noch nicht bekannt; auf Online-Vermarktungsplattformen werden die ersten Mietwohnungen für eine Kaltmiete zwischen 11 und 12 Euro angeboten.

Was: Ein- und Mehrfamilienhäusern für bis zu 500 Menschen, Senioren-Wohneinrichtung und Kita

Bauherr: H.H. Unternehmensgruppe

Zielgruppen: alle Generationen, Familien

Miete: vstl. 11 bis 12 Euro

Fertigstellung: 2021

Fazit

2.000 neue Wohnungen jährlich ist die Zielmarke, die sich die Stadt Dortmund vor einigen Jahren gesetzt hat. Mit gut 1.400 im vergangenen Jahr ist sie davon noch ein Stück entfernt, dank kräftiger Werbung – und der Erkenntnis, dass Wohnungsbau auch in Dortmund lukrativ ist – haben Investoren in den letzten Jahren in Dortmund investiert. Nun geht es nicht mehr nur um Baulücken, sondern um ganze Wohngebiete, die auf ehemaligen Brachen neu entstehen. Die neuen Gebiete versprechen, auch auf die Bedürfnisse älterer Menschen zu passen. Wo Menschen mit geringen Einkommen ein neues Zuhause finden werden, wird sich noch zeigen: Während in einigen Projekten auch öffentlich geförderter Wohnraum vorgesehen ist, sind andere frei finanziert – und dürften daher für Menschen mit wenig Geld kaum finanzierbar sein.

Autorin: Alexandra Gehrhardt, erschienen in Mieterforum Nr. 61 III/2020


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