29. Februar 2012 (Wohnungspolitik, Vonovia)

Deutsche Annington modernisiert in der südwestlichen Innenstadt: Mieten sollen mehr als 40% steigen

Die Deutsche Annington plant ihre Bestände von 32 Wohnungen in der Straßburger Straße (Nr. 2,4,6,8) und Blankensteiner Straße (Nr. 1 & 3) in der südwestlichen Innenstadt zu modernisieren. Bislang leiden insbesondere die Wohnungen in der Straßburger Straße ersichtlich an Instandhaltungsstau. Geplant ist eine Wärmedämmung, die Erneuerung bzw. Neuanbringung von Balkonen, aber keine Erneuerung alter Fenster oder Heizungsanlagen.

Den betroffenen Mietern wurden u.a. folgende Modernisierungsmaßnahmen angekündigt:

  • eine Vollwärmedämmung der Außenfassade und Dachböden
  • eine Erneuerung der Haustüren und Treppenhausfenster
  • Erneuerung oder zusätzliche Installation von Balkonen.
Mieten sollen um über 40% steigen

Die gegenüber den Mietern angekündigte Umlage der Modernisierungskosten soll zu Mieterhöhungen von knapp 2 €/m² führen. Dies entspricht je nach Wohnung einer Mietsteigerung von mehr als 40%. Die neuen Kaltmieten sollen in der Straßburger Straße beispielsweise bei rund 6,80 Euro/m² liegen:

Beispiel: Wohnung mit 58,52 m² (Straßburger Straße)

  • Kaltmiete derzeit: 284,41 €
  • Angekündigte Mieterhöhung: + 123,71 € (+ 43%)*
  • Kaltmiete zukünftig: 408,12 €

*ohne Berücksichtigung der Wohnflächenvergrößerung durch Balkonsanierung von 1,61m²

„Zunächst kann nur begrüßt werden, dass die Deutsche Annington überhaupt beabsichtigt ihre Wohnungs­bestände zu modernisieren. Die angekündigten Modernisierungs­mieterhöhungen überfordern jedoch die betroffenen Menschen und werden zahlreiche Umzüge nach sich ziehen. Auch die angekündigten Energieeinsparungen helfen den Mietern nicht weiter. So wird in der Straßburger Straße nur eine Energiekosteneinsparung von nur 0,37 €/m² prognostiziert.“, kommentiert Dr. Tobias Scholz, wohnungspolitischer Sprecher des Mietervereins Dortmund und Umgebung e.V. den Vorgang.

Das Mietrecht erlaubt nach § 559 BGB bei einer Modernisierungsmaßnahme die Umlage von bis zu 11% der Modernisierungskosten auf die Mieterinnen und Mieter. „Damit kann der Vermieter seine Investitionen bereits nach neun Jahren refinanzieren; die erhöhte Mieter bleibt jedoch bestehen. Der Vermieter muss jedoch alle Kosten für Instandhaltungen (z.B. Sanierung von Mängeln an der Fassade oder Balkonen) abziehen. Diese dürfen nicht auf die Mieter umgelegt werden. Die Sanierung der maroden Balkone werden den Mietern in der Straßburger Straße jedoch als Modernisierungen verkauft.“ so Rechtsanwältin Martina Bohn, Rechtsberaterin beim Mietervereins Dortmund und Umgebung e.V.

Mieter gründen Initiative

„Die angekündigte Mieterhöhung ist unverschämt. Jahrzehntelang wird an den Häusern kaum etwas getan und jetzt soll ich nach der Renovierung fast die doppelte Miete zahlen. Das ist für uns Mieter zu viel.“ so Johanna Fischer, Annington-Mieterin in der Blankensteiner Straße. Auch Mieterin Stephanie Kaiser ist wütend auf die Deutsche Annington: „Vor knapp einem Jahr bin ich mit meiner Tochter in die Straßburger Straße gezogen. Da war von der Modernisierung und der Mieterhöhung keine Rede. Die angekündigte Mieterhöhung könnte ich nicht bezahlen und müsste umziehen. Dabei habe ich hier für meine Tochter endlich einen Kindergartenplatz gefunden.“

Um ihrem Ärger Gehör zu verschaffen und Ihre Interessen besser vertreten zu können, haben Mieterinnen und Mieter der Straßburger und Blankensteiner Straße eine Mieterinitiative gegründet. Vorbild waren Annington-Mieter in der Nachbarschaft, die bei Modernisierungs­maßnahmen in 2010 (Volmarsteiner Str.) und 2011 (Metzer Str.) den Mieterprotest organisiert haben. Dort begrenzte die Deutsche Annington die Mieterhöhung bereits in der Ankündigung freiwillig auf eine Kaltmiete von knapp sechs Euro. Auf Grund alter Fenster, alter Heizungsanlagen und über 50 Jahre alter Bäder führte aber auch dies zu großen Protesten unter den Mietern. Viele zogen aus Angst vor der Mieterhöhung aus. „Mittlerweile sind hier die Sanierungen weitgehend abgeschlossen, die Widersprüche und Prüfungen gegen die Mieterhöhungen dauern jedoch noch an.“ so Rechtsanwältin Martina Bohn, Rechtsberaterin beim Mieterverein Dortmund und Umgebung e.V.

„Eine Miete in der angekündigten Dimension zeigt, dass die Deutsche Annington an Ihren bisherigen Mietern kein Interesse hat“, so Dr. Tobias Scholz vom Mieterverein Dortmund.

Die Mieterinitiative Blankensteiner Straße/ Straßburger Straße und der Mieterverein Dortmund und Umgebung e.V. fordern gemeinsam von der Deutschen Annington:

  • eine Mieterhöhung nach Modernisierung auf ein dem dann erreichten Wohnungsstandard angemessenes Maß deutlich unter 6 Euro zu begrenzen.
  • dass die Deutsche Annington klärt, welche Maßnahmen als Reparaturen (Instandhaltung) einerseits, und welche Modernisierungsmaßnahmen andererseits sie plant.

Pressemitteilung 29.02.2012 - Mieterverein Dortmund und Umgebung e.V. / Mieterinitiative Blankensteiner/Straßburger Straße


© 2010-2024 Mieterverein Dortmund und Umgebung e.V.
Impressum
Datenschutz