1. Februar 2018 (Wohnungspolitik, Hannibal Dorstfeld)

Hannibal 2 - Die Eigentümer

Eigentümerin der Wohnanlage Hannibal 2 am Vogelpothsweg 12 bis 26 ist die in Berlin ansässige Lütticher 49 Properties GmbH. Eine klassische Objektgesellschaft ohne Personal und bis vor kurzem mit einer Geschäftsführerin, die in dieser Funktion noch bei zahlreichen weiteren Firmen tätig war.

Seit dem 20.11.2017 ist ein neuer Geschäftsführer im Handelsregister eingetragen. Dieser Beschluss der Gesellschafter fiel rund eine Woche nach Räumung des Hannibal 2. Stichwort Gesellschafter: Der israelische Geschäftsmann Amir Dayan findet sich nicht als Eigentümer im Handelsregister, obwohl er 2012 persönlich in Dortmund erschien und auch 2016 in Hannover bei einem öffentlichen Termin zum1970er-Jahre Groß-Komplex „Ihme-Zentrum“ auftrat. Er gilt als der Entscheider im Hintergrund. Im Handelsregister findet sich dagegen eine Fanrouge Limited (Ltd.) mit Sitz auf Zypern. Diese gehört wiederum einer weiteren zypriotischen Firma, der KKLAW Nominees Ltd. Die Spuren enden schließlich bei einer zypriotischen Anwaltskanzlei.

Gegenüber den Mietern, der Stadt Dortmund und der Öffentlichkeit tritt die  Intown Property Management GmbH als Bevollmächtigte und Hausverwalterin auf. Ihre Adresse in Berlin ist Sitz zahlreicher Objektgesellschaften. Auch die  Intown Property Management GmbH gehört einer Firma mit Sitz auf Zypern, an der dann  KKLAW Nominees Ltd. ebenfalls beteiligt ist. Im zugehörigen zypriotischen Handelsregisterauszug  findet sich als Begünstigter die deutsche HSH-Nordbank, die laut FAZ „seit der  internationalen Finanzkrise ums Über¬leben“ kämpft. Das erinnert an die Recherchen zu den Panama und Paradise Papers. 

Die finanzielle Situation

Durch den Status als deutsche GmbH müssen die Unternehmensbilanzen der Lütticher 49 im Bundesanzeiger veröffentlich werden. Dort wird für das Unternehmen für das Jahr 2015 eine bestehende bilanzielle Überschuldung der Gesellschaft benannt. Verbindlichkeiten von rund 8 Mio. Euro bestehen gegenüber Kreditinstituten, gegenüber Gesellschaftern sind es rund 2,7 Mio. Euro. Die veröffentlichte Bilanz verweist auf eine gesamtschuldnerische Haftung mit weiteren Unternehmen auf Grund eines gewährten langfristigen Bankdarlehens in Höhe von ursprünglich insgesamt 17,6 Mio. Euro. Über Kapital für die notwendige Brandschutzsanierung und weitere Instandsetzungsarbeiten verfügt die Lütticher 49 damit nicht. Was nicht bedeuten muss, dass die Eigentümer im Hintergrund kein Kapital mobilisieren können. Am Tag der Räumung berichtete die „Immobilien Zeitung“ über den „geheimsten Milliardendeal des Jahres“. Das US-amerikanische Investmentunternehmen Apollo Global Management habe sein „1,2 Mrd. Euro schweres deutsches Büroimmobilienportfolio an Intown Invest verkauft.“

Die Geldgeber

Dezember 2012. Die Lütticher 49 Properties GmbH erwarb im Rahmen der Zwangsversteigerung den Dorstfelder Hannibal. Ein Blick in das Grundbuch verweist auf einen 7 Mio. Euro Kredit bei der israelischen Bank Hapoalim. Damit wurde der Kaufpreis fast vollständig über Fremdkapital finanziert. Fachleute verweisen bei der Frage nach der Rendite bei solchen Immobilieninvestitionen auf das (geringe) eingesetzte Eigenkapital, um eine Investition als lohnenswert zu bewerten.

Knapp zwei Jahre später wurde ein neuer Kreditgeber gefunden. Die Berlin Hyp AG, eine auf Immobilienfinanzierungen spezialisierte Bank der Berliner Sparkasse. Die öffentliche Bank finanzierte mit dem neuen Kredit in Höhe von von 17,6 Mio. Euro jedoch nicht nur den Hannibal 2, sondern auch Immobilien in Meckenheim bei Bonn, in Duisburg-Obermeiderich und in Wuppertal. Die Wuppertaler Immobilie wurde im Juni 2017 wegen Brandschutzmängeln an der Fassade geräumt.

Weitere Immobilien in Dortmund

Zur Intown-Gruppe gehören – jeweils im Eigentum verschiedener Objektgesellschaften – drei Gewerbe-Immobilien in der Dortmunder City: Ein Hotel im Gebäude der alten Post am Königswall 1, in dem Intown auch ein eigenes Büro unterhält, das Westfalenforum und das ehemalige RAG-Hochhaus, beide an der Hansastraße.

Seit 2015 gehören Intown über die Projekt North Rhine Properties GmbH 12 Wohnhäuser in der Dortmunder Nordstadt, von denen eine Handvoll auf der Problemhausliste der Stadt Dortmund stehen soll. Einige der Häuser spielten eine wichtige Rolle in der im Dezember 2013 ausgestrahlten ARD-Dokumentation „Deutschlands neue Slums“ über die Armutszuwanderung aus Süd-Osteuropa. 

Tobias Scholz, erschienen in Mieterforum Nr. 50 IV/2017


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