25. Mai 2020 (Wohnungspolitik)

Baustelle Dortmund: Genossenschaftliches Wohnen

In Dortmund fehlen weiter Tausende Wohnungen. Gleichzeitig werden an dutzenden Stellen gerade Gebäude hochgezogen, in denen schon bald Menschen wohnen sollen. Wir werfen einen Blick auf die Neubauprojekte: Wer baut da, und für wen eigentlich? Wie sieht es mit Barrierefreiheit und mit Mieten aus? Und wie innovativ sind die geplanten Wohnkonzepte?

Foto: Alexandra Gehrhardt

Den zweiten Teil der Serie widmen wir den Neubauprojekten der Genossenschaften: Wer hier Mitglied ist, ist nicht nur Mieterin oder Bewohner, sondern bestimmt und gestaltet die Belange der Genossenschaften zumindest zum Teil mit. Neue Wohnungen entstehen gerade in Schüren, Hörde und der Innenstadt.

Energie-Plus-Siedlung, Schüren

Der Spar- und Bauverein, Dortmunds größte Genossenschaft, baut die Wohnsiedlung im Daelweg in Schüren zum „Energie-Plus-Quartier“ aus. Zusätzlich zu den fünf Geschossbauten und Reihenhäusern, die dort schon stehen, sind vor Kurzem 17 Einfamilienhäuser zur Miete fertig gestellt worden. Insgesamt sind 61 Wohneinheiten für viele unterschiedliche Zielgruppen entstanden. Die Siedlung ist Teil der städtischen Kampagne „100 Energie-Plus-Häuser für Dortmund“ und so konzipiert, dass sie unter dem Strich mehr Energie erzeugen soll als ihre Bewohner verbrauchen. Dazu gehört nicht nur ein eigenes Blockheizkraftwerk, das die gesamte Siedlung mit Energie für Warmwasser, Heizung und Lüftung versorgt. Photovoltaikanlagen auf dem Dach liefern den nötigen Strom für die Häuser. In der Siedlung finden sich barrierefreie Geschosswohnungen in den Mehrfamilienhäusern, aber auch familiengeeignete Maisonettewohnungen im Reihenhausstil mit Terrasse oder Balkon sowie freistehende Einfamilienhäuser mit Garten. Zentrum der Siedlung ist ein großer Platz, der als Treffpunkt und Gemeinschaftsort dienen soll.

Was: 61 Wohneinheiten in Mehrfamilien-, Reihen- und Einfamilienhäusern
Bauherr: Spar- und Bauverein
Zielgruppen: Familien, Mehrpersonen-Haushalte
Miete: ca 10€/m² Kaltmiete
Fertigstellung: Anfang 2020

Außerdem errichtet der Spar- und Bauverein auf dem ehemaligen Gelände der Gurkenfabrik Hengstenberg an der Straße Im Teigelbrand zwei viergeschossige Wohngebäude mit insgesamt 64 Wohnungen, wovon 53 öffentlich gefördert sind.

Davidisstraße, östliche Innenstadt

Die Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft gwg baut zurzeit in der östlichen Innenstadt. Nahe dem Ostpark entstehen in der Davidisstraße 15 Wohnungen auf fünf Etagen. Eigentlich war das Grundstück für die Erweiterung der Hauptschule Ost freigehalten worden; nachdem diese aber geschlossen wurde, war auch der Platz für den Anbau nicht mehr nötig. Die Wohnungen haben zwei bis vier Zimmer und sind zwischen 74 und 103 Quadratmeter groß. Jede Wohnung hat einen Wintergarten oder Balkon. Der Entwurf stammt vom Dortmunder Planungsbüro Brenker-Hoppe-Tegethoff GbR und ist in Zusammenarbeit mit der Denkmalbehörde entstanden, um den Neubau gut in seine Umgebung – das vom Jugendstil geprägte Kaiserviertel mit seinen dunkelroten Klinkerbauten – einzupassen. Auch hier wird derzeit noch der Rohbau hochgezogen, die Fertigstellung ist für Ende dieses/Anfang des kommenden Jahres geplant.

Was: 15 Wohnungen
Bauherrin: gwg Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft
Zielgruppen: Singles, Paare, Familien, SeniorInnen
Miete: 9,50 €/m² Kaltmiete
Barrierefreiheit: die Wohnungen sind barrierearm, zum Teil für Menschen mit Handicap
Fertigstellung: geplant Ende 2020

Am Heedbrink, Hörde

Die Genossenschaft gws errichtet Am Heedbrink in Hörde ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt für Singles, Zwei- und Drei-Personen-Haushalte. Zu den 51 Wohnungen in drei Häusern gehören nicht nur Gemeinschaftsräume, sondern auch eine Kindertagesstätte im Erdgeschoss. Die Wohnungen zwischen 42 und 98 Quadratmeter sind barrierearm ausgestattet, alle haben einen Balkon oder eine (Dach-)Terrasse. Der Entwurf der Architekten Post & Welters setzt auf Begegnung: der Vorplatz des Geschossbaus ist als Nachbarschaftstreff konzipiert, Hochbeete, Sitzbänke, Spielbereiche und eine Boulebahn sollen Begegnungsorte sein. Das Wohnprojekt wird von gws in finanzieller Eigenleistung gestemmt. Im Moment ist der Komplex noch ein Rohbau – im ersten Quartal 2021 soll er fertig sein.

Was: 51 Wohnungen im Mehrgenera-tionen-Projekt mit Kita
Bauherrin: gws Wohnen
Zielgruppen: Singles, Familien, SeniorInnen
Miete: 10,00 €/m² Kaltmiete
Barrierefreiheit: die Wohnungen sind barrierearm, die Zugänge barrierefrei
Fertigstellung: Frühjahr 2021

Königswall, Stadtmitte

Ein wahres Filetstück bebaut der Spar- und Bauverein mitten in der City: Direkt gegenüber dem Dortmunder U, nur wenige Gehminuten entfernt von Hauptbahnhof, Fußgängerzone und zentralen U-Bahn-Stationen entsteht seit gut einem Jahr ein Gebäudekomplex, in dem auf 1.400 Quadratmetern Büro- und Gewerbeflächen sowie 36 Mietwohnungen entstehen, die zwischen 56 und 90 Quadratmetern groß sind. Der Wohn-Gewerbe-Mix, ein Entwurf des Essener Architekturbüros Koschany + Zimmer, ist Resultat eines Interessenbekundungsverfahrens, das die Stadt vor der Vergabe des Grundstücks durchgeführt hatte. Zwei der Gebäude werden die entstehenden Wohnungen beherbergen, ein drittes die Büros und Gewerbeflächen. Spar und Bau investiert insgesamt rund 18 Millionen Euro in das Ensemble, im Frühjahr soll bereits Richtfest gefeiert werden. Im nächsten Frühjahr soll der Komplex dann fertiggestellt sein.

Was: 36 Mietwohnungen von 65-90 m²
Bauherr: Spar- und Bauverein
Zielgruppen: Singles, Paare, die gern zentral wohnen
Mieten: ca 10€/m² Kaltmiete
Fertigstellung: geplant Frühjahr 2021

Fazit

Genossenschaften sind langfristige Bestandshalter und für niedrigere Mieten bekannt. Doch der Neubau hat seinen Preis. Mit rund 10 Euro Kaltmiete pro m² liegen die genossenschaftlichen Neubauwohnungen jedoch unter dem Mittelwert von 10,50 Euro, den der aktuelle Wohnungsmarktbericht für in 2018 inserierte Neubauwohnungen ermittelt hat. Auch bei Genossenschaften scheint geförderter Wohnungsbau nicht allzu attraktiv: Nur bei einem von fünf Vorhaben werden Wohnraumfördermittel des Landes eingesetzt.

 

Autorin: Alexandra Gehrhardt, erschienen in: Mieterforum I/2020


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