12. Februar 2025 (Vonovia)

Rauchmelder 2.0 - Spionage Rauchmelder?

Nach einer Pilotphase in Hessen und Baden-Württemberg hat das Wohnungsunternehmen Vonovia angekündigt, auch in Beständen in NRW neue Rauchwarnmelder des Typs „Multisensor Plus“ zu installieren. Die Geräte erfassen Rauch, und können auch Temperatur, Luftfeuchtigkeit und die Kohlenmonoxid-Konzentration messen, speichern, weiterleiten.

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Dass Rauchmelder viel Sicherheit für wenig Geld bieten, ist unbestritten. Nicht ohne Grund ist die Installation von Rauchmeldern seit Ende 2016 auch in Bestandsgebäuden gesetzlich vorgeschrieben. In der Regel müssen Schlafräume, Kinderzimmer und Flure, die als Rettungswege dienen, mit diesen, im Zweifel lebensrettenden, Geräten ausgestattet sein. Die Verantwortung für die Installation liegt bei den Eigentümer:innen der jeweiligen Immobilie.

Die Dienstleister

Im vergangenen Jahr begann Deutschlands größtes Wohnungsunternehmen damit, in ausgewählten Beständen in Hessen und Baden-Württemberg die klassischen Rauchmelder durch Geräte namens „Multisensor plus“ zu ersetzen. Diese Rauchmelder 2.0 werden von Techem vertrieben, installiert und gewartet. Das Unternehmen ist laut eigenen Angaben Marktführer im Bereich der verbrauchsgerechten Erfassung und Abrechnung von Wärme und Wasser in Immobilien. Techem übernimmt für Vonovia auch das Energiemonitoring, einschließlich der Erfassung des Heizkörperverbrauchs.

Funktionen und Kosten

Die mit zahlreichen Zusatzfunktionen ausgestatteten Multisensor-Plus-Rauchmelder können vor Kohlenmonoxid warnen, Luftfeuchtigkeit sowie Temperatur messen und auch bei ungewöhnlicher Hitze Alarm schlagen. Über eine Funkverbindung sendet das Gerät die Messdaten an eine Basis, von der aus die Messdaten zu Servern weitergeleitet werden, um mittels der „Mein Vonovia“-App abgerufen zu werden.

Die Folgen: Vonovia nutzt die Möglichkeit, die – laut Medienberichten – über 130 Euro teuren Geräte als Modernisierungskosten teilweise auf die Kaltmiete umzulegen. In Bochum etwa sollen Mieter:innen für fünf neue Multisensor-Rauchmelder monatlich 4,26 Euro mehr Kaltmiete zahlen. Dazu kommen noch 1,46 im Monat für Betriebskosten. Statt günstige Geräte zu installieren, die alle gesetzlichen Vorgaben erfüllen, investiert das Unternehmen mehrere Hundert Euro pro Wohneinheit und zwingt Mieter:innen damit Zusatzfunktionen auf, die zu Mieterhöhungen führen. Zudem installiert Vonovia Rauchwarnmelder in Zimmern, die nach Landesbauordnung gar keine benötigen.

Datenschutz und Kritik

Die Mehrkosten sind nur das kleinere Ärgernis. Datenschützer:innen kritisieren außerdem, dass die neuen Rauchmelder auch Daten über Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Kohlenmonoxid-Konzentration erfassen. Speziell die Temperatur- und Luftfeuchtigkeitswerte könnten dazu genutzt werden, das Heiz- und Lüftungsverhalten, aber auch die Anwesenheit in der Wohnung zu analysieren.

Mieterschutzorganisationen werfen Vonovia vor, die Einführung der neuen Geräte ohne ausreichende Transparenz durchzuführen. Neben der Sorge um Datenschutz kritisieren sie die Kosten, die auf die Mieter:innen umgelegt werden, da die Zusatzfunktionen für die Mieter:innen keinen Mehrwert bieten.

 

Die Reaktion

Vonovia betont, dass Mieter:innen die Zusatzfunktionen der Geräte nicht aktivieren müssen. In einem Interview auf der Webseite des Unternehmens erklärt Elke Fischer, Bereichsleiterin Portfoliomanagement: „Wir haben Anpassungen vorgenommen und entschieden, die Geräte ‘default off’ zu installieren.“ Gesammelte Daten würden nicht mehr automatisch gespeichert und übermittelt, Mieter:innen müssten explizit zustimmen und die Datenübertragung aktivieren. Am Preis soll sich jedoch nichts ändern.

Das Fazit

Die neuen Rauchmelder bringen Mieter:innen nur wenige Vorteile. Wer sein Raumklima überwachen möchte, findet kostengünstige Geräte, die ohne smarte Funktionen auskommen. Ob und wie auch ohne Zustimmung Daten erhoben und gespeichert werden, bleibt unklar. Inwiefern der Einbau der Rauchwarnmelder überhaupt geduldet werden müsste, ist noch nicht final geklärt. Wir stehen aktuell bundesweit mit anderen Mietervereinen im Austausch und haben uns bereits an Vonovia gewandt.

Der Tipp

Wenn Sie die Ankündigung bekommen, dass ihre Rauchmelder ausgetauscht werden sollen, prüfen Sie für sich sorgfältig, ob Sie die Zusatzfunktionen nutzen möchten. Wer dies nicht möchten, sollte die beiliegende Datenschutzerklärung nicht unterschreiben. Mitglieder, die sich gegen den Einbau der Geräte wehren möchte, sollten unsere Rechtsberatung kontaktieren. Die Erfolgsaussichten lassen sich jedoch noch nicht einschätzen. Vermutlich werden erst Gerichtsentscheidungen Klarheit bringen oder genug Druck. Schließen Sie sich daher auch mit Ihren Nachbar:innen zusammen! 

Autor Mirko Kussin, erschienen in Mieterforum Nr. 79 I/2025


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