22. April 2013 (Wohnungspolitik)

Problemhaus-Ankäufe durch DOGEWO21: Schritt in die richtige Richtung - Lage der Neuzuwanderer bleibt aber prekär!

Der Planerladen e.V., der Mieterverein Dortmund und Umgebung e.V. und bodo e.V. begrüßen den Ankauf von sieben Problemimmobilien durch die städtische Wohnungsgesellschaft DOGEWO21, ebenso den Ankauf von weiteren zehn vernachlässigten Häusern von einem kleineren Finanzinvestor (Delphi IV).

Quelle: Planerladen e. V.

Dort, wo private Eigentümer ihre Bestände nicht fachgerecht bewirtschaften können, oder dies unter Umständen auch gar nicht wollen, müssen entsprechende Schritte erfolgen, um die Wohnsituation in den Häusern und letztlich im ganzen Quartier zu verbessern. Daher ist ein Engagement
der öffentlichen Hand sowohl bei „nur“ vernachlässigten Häusern wie auch bei den sogenannten Matratzenlagern ein Schritt in die richtige Richtung und ein positives Signal für die Nordstadt.

Situation der Neuzuwanderer nicht aus den Augen verlieren

Die Problemimmobilien in der Nordstadt waren (und sind) oftmals Anlaufstelle südosteuropäischer Zuwanderer, die auf dem regulären Wohnungsmarkt kaum eine Chance haben, Fuß zu fassen – sei es aus schlichter materieller Not, aufgrund von diskriminierenden Zugangsbarrieren oder durch mangelnde
Sprachkenntnisse. In der öffentlichen Diskussion wurde diese Not oftmals ausgeblendet. Teilweise wurde der Anschein erweckt, die Neuzuwanderer seien die Ursache für die Zustände der Problemimmobilien.

Der Planerladen e.V., der Mieterverein Dortmund und Umgebung e.V. und bodo e.V. raten deshalb dringend dazu, die prekäre Wohnsituation von Neuzuwanderern in der Diskussion um Problemimmobilien
nicht weiter außen vor zulassen. Die Notwendigkeit, in verwahrlosten Häusern Unterkunftsmöglichkeiten zu suchen, steht in direktem Zusammenhang mit den Zugangsbarrieren zum sozialen Hilfesystem sowie zum Wohnungsmarkt, mit denen Neuzuwanderer sich konfrontiert sehen.

Chancen auf Arbeit und Wohnung schaffen, um Matratzen-Vermietern die Grundlage zu entziehen

Durch intensive Kontakte zur Gruppe der Neuzuwanderer ist uns bekannt, dass fehlende Möglichkeiten zur Arbeit, und damit zum Bestreiten des eigenen Lebensunterhaltes eines der drängendsten Probleme darstellt. Die von Sozialdezernentin Birgit Zörner angestellten Überlegungen, die Sanierung
der von der DOGEWO21 gekauften Immobilien mit Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen zu verbinden, sollte daher nicht Option, sondern vielmehr integraler Bestandteil der Aufwertungsbemühungen sein. Als Zielgruppe sollten auch und insbesondere südosteuropäische Zuwanderer in
den Blick genommen werden. Nur wenn es gelingt, die Wohnsituation der Neuzuwanderer zu verbessern, und ihnen Zugang zum regulären Arbeits- und Wohnungsmarkt zu verschaffen, wird den Vermietern von Matratzenlagern die Grundlage für ihr ausbeuterisches Verhalten entzogen. Solange sich aber ohne Investitionen in eine Immobilie durch die Not von Menschen Summen verdienen lassen, die weit über dem Marktpreis liegen, wird das System fortbestehen.

Welche Folgen haben die Ankäufe für die bisherigen Bewohner?

Der Planerladen e.V., der Mieterverein Dortmund und Umgebung e.V. und bodo e.V. weisen darauf hin, dass die DOGEWO21 jetzt vor der Aufgabe steht, neue Nutzungskonzepte für die erworbenen Objekte zu entwickeln, aber auch die Belange der bisherigen Bewohner zu beachten.

Grundsätzlich stellt sich im Anschluss hieran auch die Frage nach der zukünftigen Miethöhe und Belegung der Häuser. Die DOGEWO21 sollte als kommunales Unternehmen dafür Sorge tragen, in der Nordstadt ebenso im ganzen Stadtgebiet bezahlbaren Wohnraum vorzuhalten. Insofern wird die
Ankündigung, gezielt in ausgesuchte Problemimmobilien zu investieren und damit Studenten und Familien anzusprechen, grundsätzlich begrüßt.

Bleiben die Neuzuwanderer auf der Strecke?

Allerdings stellt sich gleichzeitig die Frage: Wo bleiben die Neuzuwanderer? Deren Wohnsituation wird sich durch Sanierungen nicht verbessern, wenn anschließend ein anderes Klientel in die sanierten Häuser einziehen soll. Aufwertungsbemühungen sollten hier nicht mit Verdrängung oder gar
Vertreibung in die Obdachlosigkeit einhergehen, wobei zu beachten ist, dass dies auch gewissermaßen passiv („vorauseilend“) geschehen kann.

Sofern die Problemimmobilien tatsächlich schrittweise beseitigt werden, kann die Integration der Zuwanderer nur gelingen, wenn ihnen gleichzeitig Zugang zum regulären Wohnungsmarkt ermöglicht wird und parallel dazu neue Integrationsangebote geschaffen werden.

Aus diesem Grunde erwarten der Planerladen e.V., der Mieterverein Dortmund und Umgebung e.V. und bodo e.V. von der Stadt Dortmund, sich intensiver mit der schlechten Wohnsituation von Neuzuwanderern auseinanderzusetzen, und Strategien zu entwickeln, mit denen bisher in prekären Verhältnissen
wohnende oder gar obdachlose Menschen aufgefangen werden können. Verschiedenste Wohnprojekte aus anderen Städten haben bereits bewiesen, dass eine Integration auf diesem Wege gelingen kann, und die durch Problemimmobilien entstehenden Konflikte im Quartier so beseitigt werden können.

Gemeinsame Pressemitteilung Mieterverein Dortmund und Umgebung e.V.,
Planerladen e.V. und bodo e.V. // 22.04.2013




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