11. Juni 2013 (Vonovia, Wohnungspolitik)

Annington auch nach Börsengang bei den Mietern in der Pflicht

Deutsche Annington strukturiert Unternehmensfinanzierung vor Börsengang neu. Mietervereine sehen Annington bei Instandhaltung und sozialverträglicher Modernisierung in der Pflicht.

Hauptsitz der Deutschen Annington in Bochum

Am 10.06.2013 bestätigte die Deutsche Annington, dass im laufenden Jahr der schon oft diskutierte Börsengang tatsächlich über die Bühne gehen soll. Mit dem nun wohl erst nach dem Sommer geplanten Aktienverkauf leitet der Finanzinvestor TerraFirma den lange erwarteten Ausstieg seiner bisherigen Finanzfonds aus dem Investment ein. Mit einem geplanten Aktienbesitz von Dreiviertel der Anteile geben die bisherigen Gesellschafter aber die strategische Kontrolle über das Großunternehmen nicht ab.

„Für die Mieter bedeutet der Börsengang keineswegs ein Ende der Renditeorientierung. Im Gegenteil. Dividende und Börsenkurs werden die
Geschäftspolitik bestimmen“, sagt Dr. Tobias Scholz, Sprecher  Mieterforums Ruhr.

Vor dem Börsengang will das Unternehmen die Finanzierungsstruktur vollständig umstellen. Die Verbindlichkeiten aus der Großverbriefung GRAND sollen durch eine Darlehensvereinbarung in Höhe von 2,5 Mrd. €
abgelöst werden. Dies verschafft der Annington eventuell ein für die
Finanzierungskosten günstiges Rating.

Diese Umstrukturierung sowie die geplante Kapitalerhöhung von 400 Mio. €
über die Börse geben der Deutsche Annington außerdem neue
Gestaltungsspielräume im Immobiliengeschäft. Restriktionen, etwa bei der
Veräußerung von Beständen oder der Finanzierung von
Bestandsinvestitionen, fallen weg. Aus Mietersicht ist u.a. zu
befürchten, dass die offenbar beabsichtigten wertsteigernden
Investitionen vor allem in mietsteigernden Modernsierungen bestehen
werden, an Standorten, wo diese Mieterhöhungen durchsetzbar sind. In den
letzten zwei Jahren hätten sich zwar die mieterhöhungsrelevanten
Modernisierungsinvestitionen verdoppelt, die Instandsetzungsaufwendungen
seien 2012 gegenüber 2011 aber sogar zurückgegangen.

Mieterforum Ruhr fordert, dass die Annington neu entstehende
Handlungsspielräume unter anderem auf den Abbau des enormen
Instandhaltungsstaus nutzt, der seit vielen Jahren aufgelaufen ist.
Instandhaltungsaufwendungen (ohne wert- und mietsteigernde Modernisierungen) von 10,81 €/qm/Jahr Euro pro Quadratmeter und Jahr
(2011) reichen nach Ansicht der Mietervereine bei weitem nicht aus, den
Rückstand aufzuholen.

Darüber hinaus gehende Modernisierungen müssten sozialverträglich und in
Abstimmung mit den Mietern erfolgen. Mieterhöhungen müssten begrenzt und
der Service wieder an eine erträgliche Qualität herangeführt werden,
ohne dabei auf Billiglöhne zurückzugreifen.

„Von einem Erfolgsmodell Annington kann bei weitem nicht die Rede sein.
Für uns ist auch dieser Vermieter zunächst einmal nicht bei den
Investoren und zukünftigen Aktionären, sondern bei den Mietern in der
Pflicht. Wenn der Kapitalmarkt zur Zeit dafür Geld hergeben sollte, muss
jeder Cent sozialverträglich in den Bestand investiert werden“, fordert
Mieterforum Ruhr.

Pressemitteilung MieterForum Ruhr e.V. // 10.06.2013


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